BVTG Newsletter: Aufmaßsysteme für Treppen- und Geländerbau im Vergleich
BVTG Newsletter: Aufmaßsysteme für Treppen- und Geländerbau im Vergleich
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Sehr geehrte Treppenbaukollegin,
sehr geehrter Treppenbaukollege,
im Treppenbau sind die Anforderungen an die Passgenauigkeit unserer Produkte gestiegen.
In Zeiten hoher Lohnkosten sind wir daher umso mehr auf effiziente und präzise Aufmaßsysteme angewiesen.
In diesem Newsletter wollen wir Ihnen die am häufigsten eingesetzten Systeme vorstellen und kurz auf deren typische Einsatzgebiete, sowie Vor- und Nachteile eingehen.
Folgende Systeme kommen in der Praxis am häufigsten zum Einsatz:
Hand-Lasermessgerät
Flexijet 3D-Aufmaßssystem
3D-Scanner (z.B. FARO FOCUS)
Kostenvergleich, Ablauf und Ergebnisse der unterschiedlichen Geräte / Verfahren!
Anschaffungs- und laufende Kosten:
Die Aufmaßsysteme unterscheiden sich bereits in den Anschaffungskosten erheblich. Sind Handmessgeräte in Profiqualität bereits für wenige hundert Euro zu haben, so sind für ein 3D-Aufmaßssytem mindestens 15000,- € zu entrichten. Die Anschaffungskosten für Laserscanner liegen bei ca. 25.000-30.000,- €.
Die Unterhaltskosten unterscheiden sich ebenfalls erheblich. Handmessgeräte sind in der Regel wartungsfrei. Für 3D-Aufmaßssysteme müssen ca. 1000,-€/Jahr einkalkuliert werden, Laserscanner müssen in regelmäßigen Abständen kalibriert und gewartet werden, die Kosten hierfür sind sehr unterschiedlich, können jedoch schnell bei 2.000-3.000,-€ liegen.
Außerdem empfiehlt sich eine Maschinenbruch- und Diebstahlversicherung.
2. Ablauf des Aufmaßes und Ergebnis:
Handscanner:
Typischerweise wird die bauliche Situation von Hand oder mittels Tablett skizziert. Die Maße werden anschließend von Hand genommen und in die Skizze übertragen. Von Leica gibt es auch seit einigen Jahren Messgeräte die App-fähig sind. Es kann mit dem Tablett fotografiert werden, die Maße des Lasermessgeräts werden anschließend direkt im Bild angezeigt und müssen nur noch platziert werden. Bei Handskizzen werden in der Regel noch Fotos zur Verdeutlichung der Situation vor Ort gemacht. Das Ergebnis ist daher ein Handaufmaß, das mittels manueller Eingabe in das jeweilige Konstruktionsprogramm übertragen wird, oder direkt als Plan für eine Anfertigung in der Werkstatt dient.
3D-Aufmaßssytem (hier Flexijet):
Das Messgerät wird mittels Stativ möglichst optimal platziert. Über Vektoren (Länge und Winkel im Raum) werden die relevanten Punkte vor Ort ausgemessen. Für das Aufmaß empfiehlt es sich, ein Tablet mitzunehmen, die Punkte können dann bereits zugeordnet werden, d.h. es werden Namen vergeben (z.B. Unterkante Decke ; Wand ; etc.). Dies erleichtert die anschließende Weiterverarbeitung. Beim aktuellen System kann zusätzlich zu jedem Punkt ein Foto hinterlegt werden, damit auch nachträglich klar zu erkennen ist, was genau gemessen wurde. Um ein Aufmaß über mehrere Geschosse zu erstellen, ist es i.d.R. erforderlich, das Gerät an mehreren Standorten in den unterschiedlichen Geschossen zu platzieren. Um das System wieder fixiert zu platzieren, müssen mehrere Referenzpunkte festgelegt werden und diese von den unterschiedlichen Standorten angefahren werden. Es gibt für verschiedene CAD-Programme und auch Treppenprogramme Schnittstellen, die die Datenübertragung bzw. die Eingabe am Rechner enorm erleichtern können.
3D-Scanner (hier Faro Focus 3D):
Die Platzierung des Laserscanners erfolgt ähnlich dem Vorgehen beim Flexijet-System. Auch das Versetzen ist erforderlich, hier kommen entweder Referenzpunkte zum Einsatz, oder es werden Referenzkugeln platziert die das System selbst erkennt. Wesentlicher Unterschied zum Flexijet ist, dass beim Scanner kein Aufmaß im klassischen Sinn gemacht wird. Der Scanner wird platziert und der Scanvorgang gestartet. Dieser dauert je nach Auflösung zwischen 2 und 6 Minuten. Das Ergebnis ist eine räumliche Darstellung der Vor-Ort-Situation. Alle Punkte sind zuhause am PC messbar. Es sind daher keine Kenntnisse des Aufmessenden über das zu verbauende Produkt nötig, Laienaufmaße sind also möglich. Das Ergebnis der Scans ist eine 3D-Punktwolke, die in allen gängigen CAD-Systemen bearbeitet werden kann. Außerdem ist i.d.R. auch eine Software des Herstellers dabei, um die Einzelscans zu bearbeiten, zu verorten etc. In den Scans sind auch Ebenheitsprüfungen z.B. von Wänden oder Fußböden automatisiert möglich. Insgesamt bietet dieses System die meisten Möglichkeiten. Allerdings erfordern die Datennachbearbeitung, sowie die großen Datenmengen eine entsprechende Infrastruktur.
Kurzüberblicke Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Systeme:
Hand-Lasermessgerät:
+ Kostengünstig
+ Schnell
+ Für einfache Aufmaße das effizienteste System
- weitere Messgeräte erforderlich (Winkelmesser; Wasserwaage oder Nivellierlaser)
- Dateneingabe in CAD Systeme von Hand
- Fehleranfällig da meist händische Übertragung auf Papier und ins CAD
Flexijet:
+ Speziell für Treppenbau entworfenes System
+ Schnittstelle zu vielen CAD Systemen
+ Hohe Messgenauigkeit
- hohe Anschaffungskosten
- Aufmaß muss von Fachpersonal ausgeführt werden
3D-Scanner:
+ Sämtliche Gegebenheiten vor Ort werden aufgenommen
+ Maße können nicht vergessen werden
+ Beweisführung durch Scan ist möglich
+ Hohe Messgenauigkeit
+ Laienaufmaß möglich
- sehr hohe Anschaffungskosten
- sehr große Datenmengen
- Datenaufbereitung aufwändiger als bei Flexijet
Fazit: Die Häufigkeit, sowie der Einsatzzweck entscheidet über das passende System!
Hier noch ein wichtiger Hinweis:
Am 13. November 2021 findet die Herbstveranstaltung in Sulzbach statt. Sie können sich ab sofort anmelden!